Vor 90 Jahren gingen 1921 erstmals das englische Keighley (West Yorkshire) und das französische Poix-du-Nord (Département Nord) eine moderne Städtepartnerschaft ein. Dieser folgten Kiel mit Sonderberg (1925) und Wiesbaden mit Klagenfurt (1930). Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es ab 1947 verstärkt zu Städtepartnerschaften, um die Aussöhnung zwischen den Völkern Europas, die kommunale Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg sowie die Völkerverständigung "von unten" zu leben - deutsche Städte "verschwisterten" sich zunächst mit britischen, französischen und dann mit US-amerikanischen, sodann im Rahmen des wachsenden europäischen Gedankens vor allem mit nord- und südeuropäischen Kommunen. Deutsch-deutsche Städtepartnerschaften leisteten zunehmend wertvolle Beiträge zum Zusammenwachsen unseres Vaterlandes und nach Fall des Eisernen Vorhangs stützten Partnerschaften mit osteuropäischen Städten den Prozess der Demokratisierung sowie in neuester Zeit die Annäherung von Orient und Okzident.
Helmstedt wirkte - als ehemalige Grenzstadt - sehr aktiv an dieser historischen Entwicklung mit - teilweise mit Vorreiter-Funktion. Ein Blick auf die Chronologie belegt dies beeindruckend. Rat, Verwaltung und Bürgerschaft gingen Partnerschaften mit dem französischen Vitré (22. Oktober 1978), dem britischen Chard (12. April 1980), dem amerikanischen Albuquerque (29. Mai 1983) und dem italienischen Fiuggi (11. Oktober 1986) ein, mit Haldensleben (1. Juni 1990, damals noch DDR), mit Swetlogorsk in Weißrussland (15. April 1991), mit Orastie in Rumänien (24. Juni 2002) sowie mit Konakli in der Türkei (8. September 2008).
Aus den vielseitigen Kontakten der Alliierten mit der Helmstedter Bevölkerung hatte sich ein offener und vertrauensvoller Umgang miteinander entwickelt. Die Helmstedter Schulen nahmen schon sehr früh Kontakt mit großer Resonanz zu den Schulen außerhalb Deutschlands auf.
Am 8. Februar 1979 beschloss der Helmstedter Rat die Bildung eines Komitees für die junge und bis dato einzige Partnerschaft mit Vitré. Daraus ergab sich am 5. März 1980 die Gründung des Helmstedter Vereins für Städtepartnerschaften und internationale Begegnungen e.V. Dies war die Geburtsstunde des erfolgreichen „Helmstedter Modells“. Denn dieser Verein übernahm ab sofort – und bis heute – die konzeptionelle und organisatorische Arbeit der Besucheraustausche und internationale Begegnungen für alle Partnerstädte im Auftrag und im Interesse der Stadt Helmstedt.