Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft Swetlogorsk und Helmstedt trafen sich am 12.06.2021 verschiedene Vertreter beider Städte zu einem zweistündigen Online Meeting. Dieses Treffen bewies, dass echte Freundschaft in der Lage ist, auch in diesen schwierigen Coronazeiten zu bestehen, waren sich die beiden Bürgermeister Dimitri Alejnikov und Wittich Schobert sofort einig.
Während der zweistündigen Online-Veranstaltung wurde an den Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit erinnert, welcher 1991 im Helmstedter Rathaus unterzeichnet wurde. Hierzu wurden aktuelle Videobeiträge von den damaligen Bürgermeistern Alexander S. Jakobson und Hans-Otto Kieschke eingeblendet. Herr Jakobson unterzeichnete das Partnerschaftsabkommen seitens der Stadt Swetlogorsk und leitete die erste Delegation. Unter Hinweis auf die ersten Schritte der bilateralen Partnerschaft erinnerte der Bürgermeister von Swetlogorsk, Dimitri Alejnikov, auch daran, dass die Zusammenarbeit zwischen den Städten in einer für Belarus sehr schwierigen Zeit begann: "Wir standen am Vorabend ernsthafter Reformen: dem Zusammenbruch der Sowjetunion - und sechs Monate später der unabhängigen Republik Belarus“. „Darüber hinaus war und ist die Katastrophe von Tschernobyl eine unglaubliche Tragödie", erinnerte Bürgermeister Alejnikov. „Die ersten gemeinsamen Projekte wurden auf Initiative und mit starker Unterstützung vom damaligen Bürgermeister, Hans-Otto Kieschke, sowie aktiven Helmstedter Bürgern durchgeführt. Die humanitären Aktivitäten waren von Anfang an eine wichtige Basis für die Städtepartnerschaft, um Gesundheits- und Bildungseinrichtungen in Belarus deutlich zu stärken“, schließt sich Bürgermeister Schobert den Ausführungen seines Vorredners an. So wurden in den letzten 30 Jahren eine Reihe von Bildungs-, Kultur- und Sportprojekten umgesetzt.
Besonders wichtig ist allen Akteuren vor allem der Schüleraustausch. Kinder beider Länder konnten und können im Sinne der Völkerverständigung zusammenkommen und ihr Interesse am Erlernen der belarussischen und deutschen Kultur erhöhen. Stolz betont Herr Dr. Joachim Scherrieble, Vorsitzender des HPV, in diesem Kontext, dass etliche damalige Kinder heute nun Erwachsene sind und immer noch mit den Helmstedter Gastfamilien kommunizieren würden.
Dabei waren die Anfänge mit Blick auf die Verbrechen des Zweiten Weltkrieges besonders herausfordernd. Startpunkt der Städtepartnerschaft war daher auch das Projekt "Arbeit für den Frieden". Die Initiative des Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge vereinte dazu 1990/91 Studenten aus Deutschland und Weißrussland, um gemeinsam an der Erhaltung historischer Gedenkorte zu arbeiten. Zentraler Gedanke damals wie heute war und ist die Bildung und Begegnung junger Menschen an Ruhestätten der Toten, um damit an einem Ort der Stille der Verstorbenen zu gedenken.
Um an die herzlichen Erinnerungen der 30-jährigen Freundschaft zu erinnern, hat der Städtebeauftragte für Swetlogorsk, André Lindner, eine Präsentation erarbeitet. Unter Mithilfe von Jürgen Eggestein, der ein Großteil seines Lebens der Partnerschaft widmete, entstand so ein bildgewaltiger Eindruck von den vielen Fahrten und Treffen zwischen den beiden Städten. Herr Kieschke und Herr Eggestein, beide in ihren 90ern, erinnerten sich und ergänzten inhaltlich die Präsentation. Herr Eggestein, ehemaliger Städtebeauftragter und bis heute wichtiges Urgestein der Partnerschaft, fasst es, wie folgt, zusammen: „Wir haben in den letzten 30 Jahren über 4.000 Swetlogorsker in Helmstedt begrüßen können – im Gegenzug sind über 1.300 Helmstedter nach Swetlogorsk gereist. Diese Zahlen allein beweisen den unglaublichen Erfolg dieser Partnerschaft“.
Trotz der Tatsache, dass das Treffen online stattfand, wurde auch ein Geburtstagskuchen vorbereitet sowie Ehrengeschenke „digital ausgetauscht“. Dies ermöglichte den Teilnehmer dann auch in Erinnerungen an gemeinsame Treffen und Ausflüge zu schwelgen, um im gleichen Atemzug auch über zukünftige Projekte zu sprechen. Die zweistündige Online-Videokonferenz verging so im Fluge. Die Teilnehmer des Treffens erinnerten sich nicht nur an die glücklichsten Momente der gemeinsamen Zusammenarbeit, sondern sprachen auch intensiv über die Pläne für die Zukunft.
So wurden verschiedene Maßnahmen festgehalten, wie eine Schach-Partie zwischen der Stadtverwaltung Swetlogorsk und der Stadtverwaltung Helmstedt. Der Kommentar von
Herrn Dr. Scherrieble lies gar nicht lange auf sich warten: „…mal sehen, welche Verwaltung zuerst schachmatt geht“. Weitere Aktionen werden sich vor allem um den Jugendaustausch drehen, z. B. eine Online-Friedens- und Freundschafts-Unterrichtsstunde zwischen zwei Schulen; die Organisation einer Brieffreundschaft zwischen einer russischsprachigen Klasse in Deutschland und einer deutschsprachigen Klasse in Belarus; oder ein zweiwöchiges Sommercamp von drei Partnerstädten in der Politischen Bildungsstätte Helmstedt zusammen mit deutschen Jugendlichen. Dmitri Alejnikow fügte hinzu, dass unsere Zukunft die Zukunft der jungen Menschen sei. Dies gilt es, nicht aus dem Fokus zu verlieren. Und Partnerschaften sind da keine Ausnahme. Deshalb wurde auch bewusst vereinbart, am 1. September, dem belarussischen Tag des Wissens, für die Schüler von Swetlogorsk und Helmstedt die erste ungewöhnliche Lektion zu halten - eine Lektion des Friedens und der Freundschaft in Deutsch und Russisch. Die Schüler sollen dabei den Schülern etwas beibringen. Ein „digitales Sportturnier“ der Stadtverwaltungen von Swetlogorsk und Helmstedt werde den Anfang machen, um das Können der Schüler im Schach unter Beweis stellen. „Nun heißt es, die stärksten Verwaltungsbeamten zu identifizieren“, so Wittich Schobert. Trotz aller Hindernisse wurde beschlossen, den Erfahrungsaustausch in verschiedenen Berufsfeldern - Medizin, Bildung und Kultur – auch zukünftig fortzusetzen. Schließlich ist dies für beide Länder wichtig und nützlich.
Abschließend unterstrichen noch einmal beide Bürgermeister, wie wichtig ihnen die Weiterentwicklung und Stärkung von Partnerschaften ist. Vor allem den Austausch junger Menschen fortzusetzen - gemeinsame Seminare und Treffen wiederaufzunehmen, sei der Schlüssel zu einem friedlichen Miteinander, sind sich beide Bürgermeister einig. Die Teilnehmer des Treffens kamen überein, den Jugendlichen besondere Aufmerksamkeit zu widmen, „und dafür müssen wir neue interessante Bildungsprojekte organisieren, die den Jugendlichen beider Länder helfen werden, einander näher zu kommen“, so Herr Lindner. „Interessierte Bürger sind hierbei herzlich willkommen zu unterstützen“, ergänzten sowohl Herr Schobert als auch Herr Dr. Scherrieble.
André Lindner